Lyrik »
Cassius Dio
Cassius Dio, privilegierter Diener Roms
erlebte Marc Aurel den Weisen,
Commodus den Schlächter,
Pertinax, die kurze Hoffnung,
um sich danach im Blutstrom
der kommenden und gehenden Kaiser
vor dem Ertrinken zu retten
Cassius Dio, Sohn eines Aristokraten,
Senator, Konsul und Kenner Griechenlands,
erschien am Tag seiner Lebensfrage
im römischen Gewand
der Gott der Geschichte
mit dem Auftrag
die Taten Roms aufzuzeichnen
Musik, längst faules Gut,
Texte, Stillleben des Untergangs,
Bilder, Huren des Geldes,
der Tiber, Jauche und Kloake,
Feste, Dreck der Geilheit,
Sklaven, Tiere, Colosseum,
Opfer, Helden, Morde
Cassius Dio, ein talentierter Thukydides,
klarer Seher der Schrecken,
zäh im Erhalt der Gerechtigkeit,
braver Sammler des Wissens,
der Todesrache der Kaiser nahe,
glücklich im Erhalt seines Fleisches,
brachte es nicht übers Herz
Roms Schwächen klar zu benennen,
merzte das ihm Widerwärtige
aus seiner Geschichtsschreibung aus
in Erhaltung seiner Wahrheit
zu der er erzogen wurde
als Impetus, Excelsior, Chronist
im Terror der Kaiserzeit